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Besuch der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen


Dienstag, 10.00 Uhr

Besuch der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen

von Sam Dianati


Der letzte Programmpunkt unserer Berlinfahrt führte uns am Dienstag zur Gedenkstätte Hohenschönhausen im Nord-Osten von Berlin. Als ehemaliges Gefängnis der Staatssicherheit liegt sie in einem großen ehemaligen Sperrgebiet der Staatssicherheit im ehemaligen Gebiet der DDR, was auch anhand der gewaltigen Plattenbauten in der Umgebung unverkennbar ist.

Zunächst schauten wir uns einen Informationsfilm zu dem Gefängnis an. Dies war für mich persönlich bereits hoch interessant, da in meinem Grundkurs Geschichte beinahe nur der Mauerfall thematisiert wurde. Wir erfuhren, dass bis 1989 in Hohenschönhausen politische Gegner des SED-Regimes ohne Anklage, gerichtliches Gehör oder zu anwaltlicher Vertretung inhaftiert waren, oft auch ohne die Gründe der Inhaftierung zu kennen. Manche Insassen waren sogar bundesrepublikanische Bürger, die aus Westberlin entführt wurden.

An der anschließenden Führung durch das Gelände war besonders beeindruckend, dass einer der beiden Führer dort persönlich Häftling war und die Umstände besonders gut schildern konnte. So wurden die Inhaftierten alle 2 Minuten (nachts alle 7 Minuten) durch den Türspion der Zellentür beobachtet. Tagsüber war es nicht gestattet, auf der Bettpritsche zu sitzen oder sich hinzulegen. Aufgrund der Tatsache, dass die Gänge mit Gummiplatten ausgelegt waren, konnten die Inhaftierten die Wärter nicht hören und mussten sich stets beobachtet fühlen. Für entführte Bürger der Bundesrepublik gab es eine spezielle Dunkelzelle.

Physische und vor allem psychische Folter an der Tagesordnung. Mehrere Stunden täglich wurden die Inhaftierten verhört. Die Insassen wurden beispielsweise unter extremen Druck gesetzt und auch mit Bedrohungen ihrer Familie konfrontiert. Die Stasi bildete die dort eingesetzten Verhörer in vierjährigen Studiengängen aus. Zu einer Verfolgung der Verhörer oder gar der Verantwortlichen kam es nie. Selbst dann nicht, wenn sie keine Reue zeigten. Ganz im Gegenteil: nach der Wende durften sich z.B. die Verhörer der Stasi „Diplom-Jurist“ nennen, obgleich im Studium beinahe keine juristischen Inhalte vermittelt wurden.