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Juristinnen und Juristen im Dialog: JuristInnen in der Bundeswehr

Online-Veranstaltung in der Reihe: "Juristinnen und Juristen im Dialog"

Zum Thema „Juristinnen und Juristen in der Bundeswehr“ lud Frau Prof. Dr. Katharina Lugani zum 15. Mal in ihrer Position als Fakultätsgleichstellungsbeauftragte am 18.05.2022 zu einer Veranstaltung in der Reihe „Juristinnen und Juristen im Dialog“ ein. Unserem Referenten LRDir Markus Dimpfl waren erfreulicherweise über 40 interessierte TeilnehmerInnen zugeschaltet.

LRDir Markus Dimpfl, der bei der Bundeswehr schon zahlreiche Tätigkeiten ausgeübt hat, ist seit 2013 der Leiter der Personalabteilung der Universität der Bundeswehr München und Ständiger Vertreter des Kanzlers der Universität. Er ist verheiratet und hat eine Tochter.

Zunächst schilderte LRDir Markus Dimpfl seinen Werdegang, erzählte von seinen vielfältigen verschiedenen beruflichen Stationen und stellte die beruflichen Möglichkeiten von JuristInnen bei der Bundeswehr dar. Er selbst hat nach dem Abitur zwei Jahre als Reserveoffizier gedient, was jedoch keineswegs eine zwingende Voraussetzung für eine Laufbahn bei der Bundeswehr ist.

Nachdem er 1995 sein Zweites Staatsexamen absolvierte, arbeitete er zunächst in einer Regensburger Anwaltskanzlei, bevor er den Weg zur Bundeswehr einschlug. Dort lehnte man ihn im ersten Bewerbungsversuch ab, bevor die Bundeswehr später selbstständig auf ihn zurückkam. So begann seine Karriere bei der Bundeswehr 1996 als Rechtslehrer an der Pionierschule in München. Im Rahmen dieser Tätigkeit lernte er viele neue Rechtsgebiete kennen, mit denen man während des Studiums nicht in Berührung kommt.

2000 bis 2009 arbeitete er als Rechtsberater und Wehrdisziplinaranwalt beim Stab der Division Schnelle Operationen in Regensburg. Während dieser Zeit nahm er auch im Soldatenstatus an zwei Auslandseinsätzen in Bosnien-Herzegowina und Afghanistan teil. Schwerpunkte seiner Tätigkeit waren in dieser Zeit zum einen das Einsatzrecht und zum anderen die Rolle des „Staatsanwalts“ in Disziplinarverfahren nach der Wehrdisziplinarordnung. So lebte und arbeitete er eng mit den Soldaten zusammen und übernahm dabei regelmäßig auch die telefonische Beratung von Disziplinarvorgesetzten. Im Rahmen seiner disziplinarrechtlichen Tätigkeiten begegneten ihm die vielfältigsten Fälle – vom bewaffneten Raubüberfall, Trunkenheitsdelikte bis hin zum „Einbruch in die Kameradenehe“. Jedoch kam es insbesondere bei den Auslandseinsätzen, die er als Rechtsberater begleitete, so berichtete er, entscheidend darauf an, Verantwortung zu übernehmen und rechtskonforme Lösungen zu finden. „Ins kalte Wasser geworfen“ wurde er dabei nicht, vielmehr sei er in seine Rolle hineingewachsen. Im Rahmen solcher Auslandseinsätze ist man auch als Rechtsberater im Soldatenstatus, weswegen abhängig vom konkreten Dienstposten eine gewisse körperliche Tauglichkeit Voraussetzung sei. Unter anderem werden „Ungediente“ auch an der Waffe ausgebildet. Bei Auslandsverwendungen oder -einsätzen winken lukrative Auslandszuschläge.

In der letzten Station vor seinem jetzigen Beruf war Markus Dimpfl Referent im BMVg (Bundesverteidigungsministerium) für Auslandseinsätze des Zivilpersonals und für Unterstützungsdienstleistungen der Wirtschaft für die Bundeswehr zuständig. Im Rahmen seiner aktuellen Tätigkeit als Personalleiter der Universität der Bundeswehr kümmert er sich um die Einstellung und Beschäftigungsverhältnisse von fast 2000 ProfessorenInnen, BeamtenInnen und Tarifbeschäftigten sowie um Prüfungsangelegenheiten.

Darüber hinaus stellte er die Struktur und den Aufbau der Universität der Bundeswehr in München dar, die eine Behörde des BMVg ist. Die Universität weist ca. 200 ProfessorInnen und 4.000 Studierende auf. Jura kann man jedoch nicht unmittelbar an einer Universität der Bundeswehr studieren.

Möchte man als JuristIn zur Bundeswehr, so durchlaufe man ein gewöhnliches Bewerbungsverfahren. Im Assessmentcenter kommt es weniger auf juristische Fähigkeiten an, vielmehr stehen das allgemeine Auftreten und die Soft und Social Skills im Vordergrund. In juristischer Hinsicht wird derzeit vorausgesetzt, dass man in den zwei Staatsexamina auf eine Summe von 13 Punkten kommt. Das alles sei nicht mehr so schlimm, wenn man das Examen hinter sich gebracht hat – so Herr Dimpfl. Für eine Karriere als JuristIn bei der Bundeswehr sollte man die Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen, mitbringen. Auslandseinsätze sind nur auf freiwilliger Basis zu begleiten, es wird aber die Bereitschaft dazu erwartet. Bringt man aber diese Bereitschaft und den Willen mit, ins Ausland zu gehen, biete die Bundeswehr zahlreiche Möglichkeiten. So findet man beispielsweise in Neapel und Washington D.C. Auslandsstellen der Bundeswehr. Schaut man sich eher nach einem Job im reinen Verwaltungswesen um, so besteht die Möglichkeit, Tätigkeiten beispielsweise im Vertrags- und Beschaffungswesen oder im Bereich des Steuer-, Patent- und Urheberrechts auszuüben.

Heute werden Frauen auch im Rechtspflegebereich der Bundeswehr bei gleicher Qualifikation bevorzugt eingestellt. Insgesamt sei das Arbeitsumfeld in der Regel sehr familienfreundlich. Zwar bestehe immer das Risiko, versetzt zu werden, jedoch würden Wünsche hinsichtlich des konkreten Arbeitsplatzes berücksichtigt und eine Einflussnahme durch den Beamten ermöglicht, um eine bestmögliche Vereinbarkeit von Beruf und Familie herzustellen. Es komme in diesem Rahmen auch entscheidend darauf an, in welchem Teil von Deutschland man lebt – so habe man beispielsweise im Gebiet um Köln, Bonn und Berlin gute Chancen, den Standort nicht oder nicht so häufig wechseln zu müssen. Für den Fall einer Versetzung bestehen jedoch unter anderem großzügige Regelungen zu Trennungsgeld und Umzugskostenerstattung.

Mit Blick auf den Arbeitsaufwand sei maßgebend, in welchem Bereich man tätig sei. Arbeite man zum Beispiel als Vertragsjurist bei der Bundeswehr, so sei wohl eine gewisse Vergleichbarkeit mit einer Tätigkeit in einer Kanzlei gegeben. Im Rahmen der Rechtsberatung, so berichtete Herr Dimpfl, ist der zu erwartende Arbeitsaufwand sehr unvorhersehbar.

Insgesamt bringe der Beruf eine generelle Selbstständigkeit mit sich, man genieße verschiedene Freiheiten und ein gutes Arbeitsklima sei stets aufzufinden.

Für Studierende bestehe durchaus die Möglichkeit, durch Initiativbewerbung bei verschiedenen Dienststellen der Bundeswehr ein Praktikum im Rahmen des Verwaltungspraktikums zu absolvieren, um Einblicke zu erhalten. Auch Referendariatsstellen gebe es bei einigen Dienststellen.

Wir möchten uns herzlichst bei unserem wunderbaren Referenten LRDir Markus Dimpfl für die gelungene Veranstaltung, die spannenden Erzählungen und die lustigen Anekdoten bedanken. Herzlicher Dank gilt auch den studentischen Hilfskräften Svenja Eckert und Marie Schetter für die Organisation der Veranstaltung. Feedback kann gerne gerichtet werden an gsb.jura(at)hhu.de.